Wahrscheinlich haben Sie bereits von CBD und THC gehört; beides sind Bestandteile der Hanfpflanze, die bedeutsame therapeutische Eigenschaften haben. Doch es gibt über 100 solche einzigartige Phytocannabinoide im Hanf. Cannabigerol – kurz CBG – ist ein weiteres und gewinnt in der Cannabis-Community immer mehr an Bedeutung. Die Forschung zu dem Wirkstoff steckt aber noch in den Kinderschuhen und man fängt erst an, das Potential dieses Cannabinoides zu verstehen. In diesem Artikel schauen wir uns CBG genauer an; was es genau ist, was die medizinischen Vorteile sind und wie es sich von CBD unterscheidet.
Cannabigerol – das Muttercannabinoid
CBG ist die Abkürzung von Cannabigerol und gehört zu den Cannabinoiden der Hanfpflanze – Moleküle, die therapeutische Wirkungen haben. THC und CBD sind die wohl bekanntesten Cannabinoide. CBG hat Ähnlichkeiten mit CBD, es kommt in der Hanfpflanze natürlicherweise aber nur in einer Konzentration von weniger als 1 Prozent vor und wird darum als „kleineres“ Cannabinoid angesehen.
CBG wird oftmals als das Muttercannabinoid bezeichnet, weil es die erste Cannabinoidsäure ist, die sich in der Pflanze entwickelt. Die anderen Cannabinoide entwickeln sich daraus. Es ist sozusagen die chemische Mutter von CBD, THC, CBC und CBN.
Cannabigerol ist wie die meisten Cannabinoide nicht psychotropisch und führt somit nicht zu einem High-Gefühl. Das liegt daran, dass Industriehanf nicht mehr als 0.2 Prozent THC enthält – den Bestandteil der Pflanze, der einen Rausch auslöst.
Wie wird CBG hergestellt?
Cannabigerol kann praktisch nur von jungen, nicht ausgereiften Hanfpflanzen gewonnen werden (bis zu 6 Wochen alt), da hier der höchste Anteil der chemischen Verbindung vorhanden ist. Je älter die Pflanze wird, desto weniger CBG ist darin enthalten, weil sich dann aus dem Cannabigerol schon weitere Cannabinoide gebildet haben.
Zu Beginn existieren alle Cannabinoide in der Hanfpflanze als Cannabigerolsäure (CBGA). Während dem Pflanzenwachstum verwandeln Enzyme das CBGA in THCA (Tetrahydrocannabinolsäure), CBDA (Cannabidiolsäure), oder CBCA (Cannabichromensäure). Erst mit Hilfe der Decarboxylierung werden die säurehaltigen Cannabinoide in die nicht-sauren Formen wie THC, CBD UND CBC umgewandelt. Das geschieht durch sehr hohe Hitze oder UV-Licht, indem eine Carboxyl-Gruppe von jedem Molekül entfernt wird. Aus der sauren Form THCA wird somit THC.
Nach der Ernte werden die Pflanzen getrocknet, bevor sie weiterverarbeitet werden. Nach der Trocknung und Verarbeitung enthält die Cannabispflanze nur noch Spurenmengen an CBG (weniger als 1 Prozent). Das ist mit ein Grund, warum dem Cannabinoid bisher so wenig Aufmerksamkeit von Herstellern und Forschern geschenkt wurde. Cannabigerol ist einigen neueren Studien zufolge aber ein wichtiges Cannabinoid mit großem Potential und gewinnt immer mehr an Beliebtheit in der Cannabis-Community.
Die durchschnittliche Hanfpflanze, die man heutzutage auf dem Markt findet, hat ein Vielfaches mehr an CBD und THC verglichen mit CBG, was den Wirkstoff sehr wertvoll und damit teuer macht. Je mehr THC oder CBD sich in der Pflanze findet, desto weniger CBG ist präsent. Es gibt aber mittlerweile Grower, die durch Experimentation Sorten kreiert haben, die einen höheren CBG- Gehalt haben.
Wie ist die Wirkung von CBG im Körper?
Die Wirkungsweise von CBG auf den Körper ist noch nicht wirklich gut erforscht. Was man aber weiß, ist, dass CBG – wie CBD auch – auf das Endocannabinoid-System (ECS) wirkt. Das ECS ist ein biologisches System, das die Regulierung verschiedener physiologischer und kognitiver Funktionen beeinflusst. Wenn unser Körper nicht ausgeglichen ist, dann kann das zu einem Mangel an Endocannabinoiden führen. Das führt wiederum zu Beschwerden wie Schlafproblemen, Angststörungen, chronischen Schmerzen oder Krankheiten. Phytocannabinoide wie CBG und CBD helfen dem Körper, den Mangel auszugleichen.
Studien haben gezeigt, dass die Cannabinoide in der Hanfpflanze positiv auf unser Endocannabinoid-System wirken, indem Sie mit unseren CB1 und CB2 Rezeptoren interagieren und sich an diese „andocken“. CB1-Rezeptoren befinden sich im Gehirn und regeln unteranderem Stimmung, Emotionen, Koordination, Bewegung, Appetit.
Die CB2-Rezeptoren findet man im Immunsystem und sie wirken sich auf Schmerzen und Entzündungen aus.
Was sind die potentiellen Vorteile von CBG?
Die Cannabispflanze kann dem menschlichen Körper mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen wie den Cannabinoiden, Vitaminen, Terpenen, Proteinen und Mineralstoffen viel Gutes tun.
Es gibt einige vielversprechende Tierstudien, die zeigen konnten, das CBG bei der Behandlung folgender gesundheitlichen Beschwerden Potential hat:
CBG wird in seiner Rolle als Neuroprotektor erforscht, was bedeutet, dass es bei der Bekämpfung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinsons, Huntingtons oder Alzheimer und anderen Krankheiten im Zusammenhang mit dem Gehirn helfen könnte.
Eine Studie (1) konnte zeigen, dass CBG durch seine anti-tumor Eigenschaften beachtliches Potential bei der Krebsbekämpfung haben könnte.
Das Cannabinoid hat antibakterielle und antifungale Eigenschaften; potentiell sogar stärker als CBD und THC.
Der Wirkstoff hilft laut einer an Tieren durchgeführte Studie (2) in manchen Fällen gegen Entzündungen und somit bei entzündlichen Darmerkrankungen.
CBG könnte gegen Glaukom (grüner Starr) helfen, weil es den Augendruck zu senken scheint und so für den Abfluss der Tränenflüssigkeit sorgt. (3)
Das Cannabinoid ist wie THC ein Appetit-Stimulans und eignet sich dadurch bei Essstörungen.
CBG kann wie jedes andere Cannabisprodukt eingenommen werden; das beliebteste ist aber wohl das Öl. Man kann es auch rauchen, vapen oder Infusionen, Tinkturen oder Edibles daraus machen.
Der Unterschied zwischen CBD & CBG
Wie bereits erwähnt ist CBG die Vorstufe zu CBD. Obwohl CBD von CBGA abstammt, sind die beiden Cannabinoide sehr unterschiedlich; sowohl in ihrer chemischen Struktur, als auch in der Konzentration in der Pflanze; die meisten Cannabispflanzen enthalten bis zu 25 Prozent CBD und nur etwa 1 Prozent CBG.
Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie beide mit dem Endocannabinoid-System arbeiten und ihre Wirkung nicht-psychoaktiv ist. CBG arbeitet im Vergleich zu CBD aber auf eine andere Weise mit dem ECS. Es bindet sich direkt mit den CB1- und CB2-Rezeptoren und könnte seine therapeutischen Vorteile potentiell besser an das System liefern. Wissenschaftler denken, dass sowohl CBD als auch CBG bei Beschwerden wie chronischen Schmerzen, Depressionen, Entzündungen, Angstzuständen oder Schlaflosigkeit helfen.
CBG erhöht durch den Entourage-Effekt die Wirkung von CBD, und gleichzeitig bremst es das High, das von THC ausgelöst wird. Das tut es, indem es den CB1-Rezeptor hemmt; der gleiche Rezeptor, an den sich THC bindet und Euphorie oder einen Rausch auslöst.
CBG vs. CBD; was ist besser?
Beide Cannabinoide haben ihre Pluspunkte und die Antwort variiert je nach Individuum und dem Grund der Anwendung. CBD stammt von CBG ab und hat deswegen viel mit dem Wirkstoff gemeinsam; beide zeigen positive Effekte bei einer Vielzahl an überlappenden physischen und psychischen Beschwerden. Beide wirken beispielweise der berauschenden Wirkung von THC entgegen. CBG kommt nur in kleinsten Mengen in der Hanfpflanze vor und ist daher seltener und teurer als CBD.
CBG hat grundsätzlich viele potentielle Vorteile für die Gesundheit, mehr Forschung ist aber nötig.
Orrego-González E, Londoño-Tobón L, Ardila-González J, Polania-Tovar D, Valencia-Cárdenas A, Velez-Van Meerbeke A. Cannabinoid effects on experimental colorectal cancer models reduce aberrant crypt foci (Acf) and tumor volume: a systematic review. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. 2020;2020:1-13.
Borrelli F, Fasolino I, Romano B, et al. Beneficial effect of the non-psychotropic plant cannabinoid cannabigerol on experimental inflammatory bowel disease. Biochemical Pharmacology. 2013;85(9):1306-1316.
- Orrego-González E, Londoño-Tobón L, Ardila-González J, Polania-Tovar D, Valencia-Cárdenas A, Velez-Van Meerbeke A. Cannabinoid effects on experimental colorectal cancer models reduce aberrant crypt foci (Acf) and tumor volume: a systematic review. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. 2020;2020:1-13.
- Borrelli F, Fasolino I, Romano B, et al. Beneficial effect of the non-psychotropic plant cannabinoid cannabigerol on experimental inflammatory bowel disease. Biochemical Pharmacology. 2013;85(9):1306-1316.
- Colasanti BK. A comparison of the ocular and central effects of tetrahydrocannabinol and cannabigerol. Journal of Ocular Pharmacology and Therapeutics. 1990;6(4):259-269.